Wie wir beim Startup eggheads Design und Usability angegangen sind

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PraxisAls Startup-Gründer stehst du da mit einem bunten Strauss an Aufgaben in der Hand, um aus einer Idee etwas Greifbares zu machen. Die meisten Aufgaben packst du als Laie an – in unserem Fall unter anderem Design und Usability. Wie sind wir bei eggheads, dem Tripadvisor für die Weiterbildung, vorgegangen, um das Nutzererlebnis zu gestalten? Und was haben wir dabei gelernt? Diese Fragen greife ich in diesem Gastbeitrag auf.

Unser Ziel als Gründer war es, mit einer funktionierenden Beta-Version so früh wie möglich live zu gehen und so mit echtem Feedback zu lernen und unsere Hypothesen zu testen. Dazu gehörte neben dem Fokus aufs Wesentliche auch Mut zur Lücke – und das gilt auch noch heute. Wir sind „far from perfect“ – aber genau Perfektionismus können wir uns momentan (manchmal leider) nicht leisten. Auf ein Wort herunter gebrochen, wie wir Design und Usability angegangen sind: pragmatisch.

Was ist eggheads?

Die Idee zu eggheads.ch kam, als ich auf der Suche nach einer Weiterbildung war. Das Angebot war kaum zu überblicken, interessant klangen alle Kursausschreibungen aber wirklich nützlich waren erst die Gespräche mit Absolventen, die zu Stande kamen, weil Kursleiter Telefonnummern weiter gaben. Nach etwas Recherche zeigte sich: persönliche Empfehlungen beeinflussen am stärksten, für welche Weiterbildung sich jemand entscheidet. Da war klar, dass wir die Fährte aufnehmen. Seit Ende 2014 ist eggheads.ch nun als Beta live.

Logo eggheads Weiterbildung bewertet von schlauen Köpfen

Für das CI/CD griffen wir bei eggheads auf professionelle Unterstützung zu: Fabienne Daugaard unterstützte uns. Mehr: www.fabiennedaugaard.ch/

Folgende Fragen stellen wir uns ständig:

Wo soll das Ganze hinführen?

Mit der Marke eggheads versprechen wir unseren Nutzern, dass sie mit dem Rat schlauer Köpfe (den eggheads), die richtige Weiterbildung finden. An diesem Markenversprechen orientieren wir uns auch bei der Architektur unserer Plattform. So soll die User Journey möglichst rasch zu einem einzelnen Kurs führen. Über die Suche oder beliebte Fachbereiche haben Nutzer zwei Wege, um eine für sie relevante Auswahl an Kursen zu überblicken und eine engere Auswahl zu treffen. Auf Ebene eines Kurses findet die Interaktion statt: sprich, dort können Nutzer miteinander und mit Kursleitern in Dialog treten, Bewertungen schreiben oder – in Zukunft – eine Beratung anfordern bzw. einen Kurs buchen.

An welche Prinzipien halten wir uns?

Bevor wir an die Umsetzung gingen, haben wir Gründer uns über ein paar Designprinzipien geeinigt. Patric und ich haben diskutiert, was uns bei der täglichen Internetnutzung als clever und ansprechend in Erinnerung geblieben ist. Für uns war somit klar, dass wir für eggheads ein reduziertes und fokussiertes Design wollen. Als Ideal setzten wir uns, dass auf jeder Seite der nächste Schritt klar sein sollte, so dass sich User nicht in einem Buttondschungel verklicken. Wir wollen, dass eggheads mobil – auf kleinen Screens für flüchtige Nutzer – ebenso klar und intuitiv ist. Wenn wir mit eggheads für Orientierung im Weiterbildungsdschungel bieten wollen, müssen wir unseren Useren eine klare Orientierung bieten.

Wie haben’s andere gelöst?

Was wir zum Loslegen benötigten, war keine Rocket Science. Darum suchten wir Vorbilder, die vergleichbare Aufgaben bereits gelöst hatten. Da wir eggheads als Tripadvisor für die Weiterbildung positionieren, haben wir Tripadvisor und anderen Plattformen im Reisesektor genauer unter die Lupe genommen und für unsere Zwecke übersetzt. Zudem haben wir bei den grossen Playern vorbei geschaut und gewisse Konstanten gefunden, z.B. bei den Proportionen der mobilen Startseite. Dies führte zu wertvollen Diskussionen und ermöglichte es uns, unsere Variante herauszuschälen. Der Experte mag hier einwenden, dass dieser Ansatz zu konventionellen Lösungen führt. Stimmt, aber als Startup taucht man als Nobody im Netz auf und da halten wir es für hilfreich, wenn sich User wenigstens mit der Nutzung vertraut fühlen.

Was sagen die User?

Wir haben Dutzenden von Freunden und Familienangehörigen aber auch emotional nicht Involvierten über die Schulter geschaut, wie sie die von uns gestellte Aufgabe auf unserer Plattform lösen. Es zeigte sich: der fokussierte Aufbau kam an, das Design gefiel, dafür stiessen andere Punkte auf Unverständnis, die wir für besonders smart hielten. Zum Beispiel hatten wir auf Kursebene einen Button mit „Bewertung anfordern“ beschriftet. Die Idee war, dass Nutzer damit via E-Mail oder soziale Netzwerke ihre Freunde fragen konnten, ob jemand eine bestimmte Weiterbildung besucht hatte und eine Bewertung abgeben könnte. Das war zu verdichtet, entsprechend verzichteten wir auf den Button. Noch heute haben wir Feedback, das berechtigt und wertvoll ist, aber das wir leider noch nicht umsetzen konnten. Diese Mängel gilt es auszuhalten und einen nach dem anderen zu beheben.

Wie verhalten sich die User?

Das eine ist, was Nutzer sagen, das andere, was sie tatsächlich auf der Plattform tun. Somit sind wir beim Stichwort Analytics. Die Fülle an Daten ist erdrückend und das Risiko gross, vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen. Darum war es auch bei der Analyse unser Ziel, uns nicht in einer Expertendiskussion zu verlieren sondern die groben Muster zu erkennen. So zeigte sich zum Beispiel, dass viele User das Navigationselement „Kurs finden“ drückten. Das schien uns unverständlich, gingen wir doch davon aus, dass die Suche selbsterklärend sei. Darum haben wir dann den Suchbutton mit „Kurs finden“ beschrieben. Den empirischen Beleg, ob die Suche dadurch häufiger gewählt wurde, muss ich schuldig bleiben. Andere Aufgaben schrien nach Aufmerksamkeit.

Unser Fundus an Ideen und Wünschen, wie wir eggheads weiter gestalten möchten, ist gross. Wir wissen, dass uns einiges gelungen ist, anderes aber noch im Argen liegt. Gewiss, es liegt noch viel vor uns liegt. Aber genau das gehört zum Reiz, von Null auf etwas aufzubauen mit sehr beschränkten Ressourcen: was muss ich tun, damit eggheads gelingt? Somit liegt der Ball bei dir, liebe Leserin, lieber Leser. Was müssen wir unbedingt noch tun bei eggheads?

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Über den Autor

Renato

Befasst sich als freiberuflicher Webworker in verschiedensten Themenfelder im Bereich der digitalen Medien. Benutzerzentriertes Vorgehen im Sinne der Mensch-Maschinen-Interaktion erachtet er bei all seinen Aktivitäten als zentrales Element. Weitere Informationen unter https://www.brainarium.ch.

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