1st Swiss Interactive Media Design Day

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Am 7. November fand der erste Swiss Interactive Media Design Day an der Schule für Gestaltung in St. Gallen statt. Bei dieser neu ins Leben gerufenen Veranstaltung handelt es sich um ein Fachsymposium für digitale Medien, welches sich an interessierte Berufsleute, Studenten, Lernende und Kunden aus den Bereichen Marketing, Design, Werbung, Medien, Web, Interaction Design und Interactive Media Design richtet.

Aus dem Programm wurde bereits ersichtlich, dass Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland zu einem breiten Themenkreis rund um die Gestaltung interaktiver “Produkte” referieren würden. Interessant war dabei, dass die Referenten wild gemischt aus Bildungsinstituten, Agenturen bzw. Klein- und Grossunternehmungen stammten, wo sie als Inhaber, Projektleiter, Berater, Designer, UX-Fachkraft, Studierende, Lehrlinge etc. tätig sind. Dadurch wurden viele Themen durch verschiedene Sichtweisen behandelt bzw. dargestellt.

Ein Referatemarathon

Inhaltlich wurde einiges geboten: Die 21 (!) Referate wurden dabei in fünf Themengebiete eingeteilt: Technology, Mobility, Visability, Usability und Identity – jedes Referat dauerte 25 Minuten.

So berichte beispielsweise Hansi Voigt als Mitbegründer von watson.ch wie sich die Plattform in den vergangenen Monaten rasant entwickelt hat – wahrlich imposante Fakten. Als Erfolgsfaktoren für die Plattform identifizierte er dass “normale” Artikel zu Geschichten werden. Die gilt für die Formulierungen, aber natürlich vor allem für die “Inszenierung”. D.h. watson.ch versucht Texte zu “verbildlichen” bzw. sie näher zu den Lesenden zu bringen. Dies kann durch den Einsatz von Bildmaterial/Skizzen/schematischen Darstellungen etc. erfolgen dem immer ein ganzheitliches Storytelling zu Grund liegt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass bei watson.ch eine “Fehlerkultur” herrscht. Die RedaktorInnen dürfen experimentieren, versuchen und auch scheitern.

An einem solchen Anlass darf natürlich Google nicht fehlen. Thomas Bühler zeigte anhand von verschiedensten Beispielen auf, was in Youtube für Aufmerksamkeit sorgt und damit verbunden natürlich hohe Zugriffszahlen. Im Gegensatz zu anderen Bereichen ist in der Werbebranche, in Zusammenhang mit Videos), ein Trendverlauf festzustellen: Push-to-Pull. Dass heisst die Benutzenden bestimmen selber was sie schauen möchten. Das “Vorsetzen” von Videoinhalten wird durch die Benutzenden nicht geschätzt. Google setzt in diesem Zusammenhang ja mit dem TrueView-System (5 Sekunden schauen und dann erst werden die Kosten für den Werbetreibenden fällig) seit einiger Zeit Zeichen. Wobei eben genau dieses System dafür sorgen soll, dass besserer Videocontent generiert wird. In diesem Zusammenhang zeigte Thomas Bühler auch auf, dass es eben sehr wichtig ist bei Youtube-Videos bereits von der ersten Sekunden an “Aufmerksamkeit bzw. Spannung zu erzeugen. Videobeiträge die nach 50 Sekunden eine super witzige Pointe haben, werden nicht erfolgreich, da die Benutzenden schlichtweg in den ersten Sekunden darüber entscheiden ob sie ein Video schauen oder nicht.

Impressionen vom Anlass

Noch ein letztes Beispiel: Jan Rikus Hillmann, gleichzeitig ein aus Berlin stammender Mediengestalter und in Bern lehrender Dozent an der Schule für Gestaltung (am Studiengang HFK Kommunikationsdesign / Interaktionsdesign), befasste sich in einem emotional vorgetragenen Referat mit der (künftigen) Rolle von Designern. Seine Überzeugung liegt darin, dass erfolgreiche Designer interdisziplinäre Fähigkeiten mit sich bringen müssen um erfolgreich neue Medien mitprägen zu können. Seine Aussagen erscheinen teilweise provokativ, zumal er in den Raum stelle dass alle Designer schreiben können und Quellcode verstehen müssen. Ohne diese Fähigkeiten werde es schwer sich durchzusetzen. Immer wieder betonte Hillmann zudem, dass Designer auch strategisch mitdenken müssen, sie aufgefordert sind Dinge zu hinterfragen und nicht mehr einfach bloss die ausführenden “Gestaltungsmaschinen” sind. Interessante Überlegungen!

Weitere Informationen zu den Referenten bzw. den behandelten Themen können auf der Anlass-begleitenden Website bezogen werden.

Fazit

Schlussendlich kann festgehalten werden, dass es sich um einen gelungenen “Generalisten”-Anlass gehandelt hat, der als jährliches “Format” weiterhin wünschenswert ist. Sehr interessant empfinde ich rückblickend das Aufeinandertreffen der verschiedenen Zuschauergruppen: Studierende treffen auf Professional, Grosskonzern-Mitarbeitende bekommen Einsicht in den Bildungsalltag durch den Kontakt mit Dozierenden etc. Sicherlich positiv hervorzuheben ist auch die wirklich gute Organisation, den engagierten Moderator Joschi Kühne, sowie das reichhaltige Angebote an Speis und Trank – wobei die Anlassgebühr von CHF 150.- für nicht SIMD-Mitglieder  gewisse Erwartungen mit sich bringt.

Optimierungspotenzial sehe ich im Bereich der Zusammenstellung der Referate bzw. deren Quantität. Teilweise ist der Eindruck entstanden, dass die Themen nicht wirklich koordiniert waren bzw. sich die Dozenten aus denselben Themenkreise nicht abgesprochen haben, was die Inhalte betrifft. Natürlich wäre es toll gewesen, wenn die Themen aneinander vorbeigegangen wären bzw. aufeinander aufgebaut hätten. Aber klar bei, bei dieser Anzahl von Referaten ist dies wohl nur schwer zu bewerkstelligen bzw. würde einen riesen Aufwand bedeuten. Allenfalls sollte man sich überlegen, die Anzahl Referate zu reduzieren – ich meine, die Hälfte wäre ausreichend gewesen. Alternativ könnte man den Anlass natürlich auch mehrteilig anlegen.

Weiterführende Links

 

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Über den Autor

Renato

Befasst sich als freiberuflicher Webworker in verschiedensten Themenfelder im Bereich der digitalen Medien. Benutzerzentriertes Vorgehen im Sinne der Mensch-Maschinen-Interaktion erachtet er bei all seinen Aktivitäten als zentrales Element. Weitere Informationen unter https://www.brainarium.ch.

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